- verlesen auf der Trauerfeier am 15. Dezember 2018 -

 

Moritz Fridolin Kwasigroch wurde am 13. September 1999 im Urbankrankenhaus in Berlin-Kreuzberg geboren. Er war das erste Kind seiner damals noch unverheirateten Eltern: Von Ariane, einer 24jährigen Studentin der Museumskunde und Jacob, eines 26jährigen Studenten der Germanistik und Philosophie.

Er war das erste Enkelkind in beiden Herkunftsfamilien, und eines der ersten Kinder im Kreise der Freunde seiner Eltern. Moritz musste bei allen Unternehmungen der Eltern mitkommen – so etwa zu den Abschlussprüfungen, zu Partys, ins junge Museum "Blindenwerkstatt Otto Weidt". Moritz musste aber auch schon früh in die Obhut von Babysittern, den Großeltern in Jettenburg oder Holperdorp, mit gerade einem Jahr dann in die Kita am Mehringdamm, später in die deutsch-türkische Kita im Parkhaus Dresdner Straße.

Zwei Jahre nach Moritz‘ Geburt kam sein Bruder Konrad zur Welt, weitere drei Jahre später Robert. Moritz nahm seine Rolle als großer Bruder gerne an. Bis zum Ende war er seinen Brüdern Anleiter im Spiel, Rat- und Ideengeber, Vorbild, Vorkämpfer um Freiräume.

Eingeschult wurde Moritz 2005, nach einem Umzug der Familie, in der 15. Grundschule in Dresden-Neustadt, in einer auf Elterninitiative neu gestarteten reformpädagogischen Klasse.

2008 war Moritz wieder zurück in Kreuzberg und setzte seine Schullaufbahn in den jahrgangsübergreifenden Klassen der Clara-Grunwald-Grundschule fort. Moritz war Teil der Schülervertretung, am Ende einer der beiden Schülerinnensprecher. 2011 war Moritz Teil einer Geschichtsprojektgruppe, die beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten einen Landespreis gewann. Im gleichen Jahr belegte er beim „Heureka-Test Mensch und Natur-/Weltkunde“ unter fast 1000 in Deutschland teilnehmenden Sechstklässlern den 17. Platz. Nach seinem Wechsel ans Leibniz-Gymnasium 2012 betätigte sich Moritz vor allem für die Schulgemeinschaft. Er war Teil der SV, warb Projektgelder zur Wiederbelebung einer Schülerzeitung ein, moderierte Schulveranstaltungen vor hunderten Zuhörern. Mit dem Wahlslogan „Moritz hört Euch zu“ kandidierte er 2015 erfolgreich für das Amt des Schulsprechers. Seit 2012 spiele Moritz auch das Baritonhorn, eine kleine Tuba, in den Bläserklassen der Schule.

Nach den Anfängen bei den Sportfreunden Dresden-Nord 2005-2007 spielte Moritz jahrelang Fußball beim SC Berliner Amateure. Seit 2014 übte er das Amt des Schiedsrichters aus und pfiff rund 100 Spiele in den unteren Jugendklassen.

Während der jährlichen Sommerurlaube in Rezzonico am Comer See war er auf dem Stand-up-paddle-Board unterwegs. 2013 und 2014 verbrachte er mehrere Wochen in Galway an der Westküste Irlands. Zweimal fuhr er nach Israel, einmal als Tourist 2010, einmal als Teil eines Theaterprojekts, „Theatre for Tolerance“ 2016, das deutsche Schüler sowie arabische und jüdische Israelis zusammenführte.

Als Mitglied von „Kreuzberg Hilft engagierte sich Moritz ab 2015 in der Flüchtlingshilfe: Er begleitete wöchentlich Kinder aus Sammelunterkünften in die Boulderhalle oder ins Kino. Für das Kunstfestival ‚48 Stunden Neukölln‘ betreute er 2016 ein Kunstprojekt mit jungen Geflüchteten. Mit besonderer Hingabe nahm er sich als Tandempartner und Mentor alleinreisenden jugendlichen Syrern an.

Im Oktober 2016 wurde in Moritz‘ Knie ein bösartiger Knochentumor festgestellt. Zugleich kam ans Licht, dass Moritz unter einem seltenen Gendefekt, dem sogenannten Li-Fraumeni-Syndrom, litt, der mit einer hohen Wahrscheinlichkeit der Krebserkrankung auch schon im Kindesalter einhergeht.

Moritz musste den ersten Anlauf auf das Abitur abbrechen und eine fast 9 Monate dauernde Chemotherapie im Klinikum Berlin-Buch antreten. Aus der Reha auf der Katharinenhöhe im Schwarzwald im Sommer 2017 kam er gestärkt und tatenfroh zurück, zusammen mit seiner Freundin Lydia. Auch ein Schienbeinbruch hielt ihn in der Folge nicht ab, sein Schuljahr fortzuführen. Am Horizont hatte er die Abiturprüfungen, er plante anschließend Praktika bei Bundestagsabgeordneten und ein Studium der Politikwissenschaft und Geschichte. Um die Große Koalition zu verhindern trat Moritz im Januar 2018 in die SPD ein.

Im Februar 2018 tauchten Metastasen zunächst in der Lunge auf und ließen sich durch keine Chemotherapie stoppen. Im Frühsommer hatten sich auch Tumore in Rippen und Wirbelsäule gebildet und über dem linken Auge. So wurde Moritz im Sommer als austherapiert aus dem Krankenhaus entlassen. Die Schmerzen waren für ihn nur noch mit einer ständig am Körper getragenen Morphiumpumpe zu ertragen.

Es war Moritz‘ Wunsch, so lange wie möglich in seiner häuslichen Umgebung und im Kreise seiner Familie bleiben zu können. Das wurde ihm und der Familie durch das Kinder-Palliativteam der Björn-Schulz-Stiftung ermöglicht, das ihn ambulant betreute. Moritz genoss die letzten Ausflüge nach Brandenburg in die von ihm geliebte neue Datsche in Marxdorf. Im September feierte er mit vielen Freunden auf der Dachterrasse in Kreuzberg seinen 19. Geburtstag.

Im November schließlich wurde er schwächer: Moritz hatte zunehmend Schwierigkeiten beim Amen. Ein kleiner Schlaganfall schränkte Sprache und Bewegung ein, sein Gewicht nahm stark ab. Am 18. November gegen 18 Uhr, nach einem Hustenanfall, hat das Herz von Moritz aufgehört zu schlagen.

Biographie